Wer auf seiner Safari wirklich alle wilden Tiere Südafrikas sehen will, der muss auch im Urlaub mal früh aus den Federn. Doch auch das alleine reicht nicht aus. Du musst Geduld beweisen und ein gutes Auge haben. Ein gutes Foto ist wie ein Jobangebot – nimm nicht immer gleich das erstbeste.
Es ist wahrlich nicht einfach die Raubkatzen zu finden. Die angeblich 1.500 hier beheimateten Löwen, sowie die 1.000 Leoparden verstecken sich gerade tagsüber unter Bäumen und Büschen, so gut, dass Du sie nur schwer findest. Die sonnige Hitze lässt die Vierbeiner sich in ein schattiges Plätzchen zurückziehen. Verständlich also auch, dass die Tiere erst bei Dämmerung oder in den frühen Morgenstunden auf die Jagd gehen. Also versuchen wir unser Glück in den frühen Morgenstunden.
Moin Moin und willkommen auf Safari
3:45 Uhr der Wecker auf dem iPhone ertönt. Heute soll es mit einer Rangerin und einigen weiteren Touristen, überwiegend Deutschen, auf Sunrise Morning Tour gehen. Während unsere Fahrerin das Gewehr sicher an der Seite des Wagens verstaut, nehmen wir Platz im offenen Jeep. Voller Vorfreude und großen Erwartungen, aber auch ein wenig müde verlassen wir um halb fünf das Camp. Es ist noch so dunkel, dass wir Scheinwerfer und Taschenlampen benutzen müssen, um im Dickicht nach Tieren Ausschau zu halten. Während der gesamten Fahrt erzählt und beantwortet die Rangerin alles, was wir wissen wollen. Als erstes größeres Tier sehen wir eine schlafende Giraffe am Straßenrand.
Wusstest Du, dass Giraffen nur 20 Minuten schlafen und zwar sitzend, weil sie sich selbstständig aus einer liegenden Position nicht mehr aufrichten können.“
Für ein Foto ist es noch zu dunkel, aber wir wollen unsere Reise ja schließlich genießen und nicht nur für die Nachwelt Erinnerungen knipsen. Trotzdem muss ich feststellen, dass ich noch gewisse Defizite in der Fotografie bei dunklen Lichtverhältnissen habe. (Mein persönliches Todo fürs nächste Mal)
Sehr beeindruckend ist die große Herde Elefanten, die wir bei Anbruch des Tages noch zu Gesicht bekommen. Vor allem die Hierarchien untereinander sind wahnsinnig zu beobachten. So hält jeder Elefant an, sobald der Leitkuh stillsteht. Sie entscheidet, ob Gefahr droht und wann es weitergeht. Die Tour endet um 8 Uhr, sodass wir pünktlich zum Frühstück wieder im Camp sind. Für die dreieinhalb Stunden Safari musst du umgerechnet etwa 18€ zahlen. Es lohnt sich definitiv – auch wenn sich natürlich der Erfolg die Tiere zu sehen von Tag zu Tag unterscheidet. Wir haben schon wieder keine Raubkatze gesehen, aber da kann eben keiner Einfluss drauf nehmen.
Big Five drei von fünf, check!
Nach dem Frühstück packen wir unsere Reisetaschen, verlassen das Camp Olifants wieder und nehmen Kurs auf das nächste Camp Skukuza. Wir entscheiden uns gegen die Teerstraßen und heizen ein paar Schotterstraßen mit unserem Toyota entlang. Immer mit der Hoffnung die Big Five zu sehen. Bislang haben wir den Elefanten und das Nilpferd zu genüge vor der Linse. Aber weder die großen Katzen, noch das Nashorn lassen sich bislang blicken.
Ich kann dir sagen, dass die Schotterstraße zwar einen schöneren Ausblick in die Welt der Savanne bietet, aber mehr Tiere siehst du dort nicht zwingend. Wie sagte unsere Rangerin so schön: “Every day of safari is luck.” Die vielen Wasserlöcher, die schon seit Monaten kein Wasser mehr haben, versprechen eigentlich mehr Tiere. Doch ohne Wasser auch keine Tiere. Einige Wasserstellen wurden manuell errichtet, so auch diese. Wieder eine Menge Elefanten, Antilopen und Zebra zu sehen und dann endlich – ein Spitzmaulnashorn. Eher unscheinbar abseits des Trubels in einem Gebüsch, nur schwer zu erspähen. Doch meinem Adlerauge entgeht nichts und so kreuzt das riesige Vieh unmittelbar vor unserem Auto die Straße. Drei von fünf Tieren der Big 5 – Check! Heute bin ich der Fahrer und nach 7 Stunden Schotterstraße bin ich echt K.O. Mittlerweile ist es 20 Uhr: Zeit für die Koje. Gute Nacht, morgen ist ein neuer Tag.
Hakuna Matata
Ausschlafen ist in diesem Urlaub nicht. Wie eingangs erwähnt: Wer Tiere sehen will, der muss früh aufstehen. Zur Mittagshitze, wenn die Sonne am höchsten steht, verkriechen sich die Tiere alle unter einem schatten spendenden Baum. Obwohl es in wenigen Stunden wieder durch die Tore des National Parks geht, sind die Kameras noch einmal aufgeladen und liegen griffbereit parat. Weil wir noch eine ordentliche Strecke zurückzulegen haben (unter anderem durch das Swasiland) können wir nur Teerstraße fahren. Wie wir später feststellen, ist das gar nicht unbedingt zu unserem Nachteil. Die Straße ist zwar auch befahrener, aber scheinbar halten sich die Tiere nicht ungern hier auf. Wir müssen nur ein paar wenige Kilometer fahren und sehen bereits die erste Auto-Traube. Genauso haben wir es uns eigentlich während des gesamten Park Aufenthalts vorgestellt:
Jede Menge Autos am Straßenrand heißt es ist ein großes Tier in Sicht. In diesem Fall sind es drei Löwen, der König der Tiere, welcher uns auf der Liste der Big 5 noch fehlte. Jetzt nicht mehr – 20 Minuten verweilen wir an dem Ort. Erfolgreich, bis der männliche Löwe sich sogar noch bewegt und in die Kamera grinst. Tagelang streifen wir durch die Straßen des Parks und sehen keine Katze und jetzt nur 500 Meter nach dem Löwen Highlight bildet sich wieder eine Auto-Traube. Mittendrin sogar zwei Ranger, da müsse schon wieder etwas Großes sein. Selbst nach längerem Hinschauen entdecken wir kein Tier, bis der Ranger an unserem Auto vorbeifährt und uns verrät, dass unter einem Baum am Ufer ein Leopard liegt. Tatsächlich, er hat Recht und damit sind die fünf Big 5 komplett. Du brauchst einfach nur Glück, so haben wir innerhalb einer Stunde Löwen, Giraffen, Elefanten, Büffel, Knus, Leopard und diverse Antilopen gesehen. Frohen Mutes können wir den Park jetzt verlassen und blicken auf zwei sehr schöne und sonnige Tage im Krüger National Park zurück.
Nach der Safari ist vor der Safari
Hin und her, rauf und runter. Die Safari geht weiter und zwar auf unserem kleinen Swasiland Abenteuer. Unser Plan ist es vom Krüger Nationalpark durch das Swasiland bis nach St. Lucia zu fahren. Das Swasiland ist ein eigener Staat, mit eigenen Regel und anderem Straßenbau, wie wir feststellen. Das Swasiland liegt so auf unserer Strecke, dass das Umfahren des Landes uns 160 Km Fahrt zusätzlich kosten würde. An der Grenze gibt es also zwei neue Stempel in den Reisepass. Die gewählte Strecke gleicht einer Horrorfahrt. Es ist zwar noch hell, aber die Straße, die wir fahren ist so grausam schlecht, dass wir für 180 Km vier Stunden brauchen. Ansonsten läuft alles glatt, auch die vorher angekündigten und zuvor gelesenen Berichte von Gefahren durch korrupte Grenzkontrollen können wir nicht bestätigen.
Aufgrund der Verzögerung kommen wir verspätet in unserer nächsten Unterkunft in St. Lucia an. Die Gastmutter erwartet uns bereits mit offenen Armen und ihrer herzlichen Art. St. Lucia ist bekannt für seine Vielzahl von Nilpferden und Krokodilen. Die Flusspferde sollen gerade zur Dunkelheit gerne die Straßen der Stadt durchqueren, um in den Gärten nach Essen zu suchen. Wir sehen allerdings keine Tiere, außer eine nervige Meerkatze (Affe), die am nächsten Morgen gerne etwas von unserem Frühstück abbekommen würde.
Ein echt toller Reisebericht, Fabi, kurzweilig und auch spannend erzählt, so dass man am liebsten auch sofort so eine Tour buchen möchte! 😉 Das erste Elefantenfoto finde ich keineswegs zu dunkel oder gar schlecht; es passt zu deiner Schilderung wie die “Faust auf’s Auge”… 😉
Das ist schön, dass es so rüberkommt, wie ich es vorhatte zu beschreiben. Da geht trotzdem noch mehr! 😉
Ich kann mich dem Wolle nur anschließen. Schöner Bericht und richtig gute Fotos die die (Morgen)-Stimmung auf der Sunrise Tour sehr gut eingefangen haben.
Bisschen gefroren habe ich schon. Man muss also auch ein bisschen was geben, und das zu bekommen, was man haben will. 😉