Du willst Venedig perfekt im Überblick haben & das in nur wenigen Tagen? Schöne Städte haben meistens viele Facetten, so auch diese italienische Stadt. Wenn Du Lust hast, diese verschiedenen Gesichter, mit all ihren einzigartigen Besonderheiten, zu entdecken, ausgewählte Restaurants zu besuchen oder von typischen Aktivitäten geleitet zu werden, dann hältst Du Dich am Besten an die vorgefertigten Touren und Reiseführer. Wenn Du aber jenseits der bekannten Pfade auf Entdeckungstour gehen willst, dann lies gerne weiter.
Orientierungslos – Mit wenig Plan, viel entdecken!
Nach dem wir unsere Koffer im Hotel abgegeben haben, fahren wir direkt mit dem Bus nach Venedig Santa Lucia. Dabei überqueren wir die lange Ponte della Libertá (“Brücke der Freiheit”). Sie verbindet die Stadt Venedig mit den auf dem Festland gelegenen Stadteilen Mestre und Marghera. Zur Mittagszeit kann hier, zumindest stadteinwärts, schon mal mehr los sein. Ein Tipp also für Dich: Unbedingt früh morgens nach Venedig reinfahren. Die Kosten für den Bus liegen bei 1,50€ pro Person.
Der Bus hält am Piazzale Roma, wo wir die ersten Fotos von Booten, Brücken und jeder Menge Menschen knipsen können. Da wir in den angesprochenen Stau auf der Brücke geraten sind, dauert unsere Fahrt länger als gewöhnlich. Wenig Platz und stickige Luft im Bus müssen gegen Freiheit, Beine-Baumeln und einem kleinen Snack ausgetauscht werden.
Für unsere ersten Schritte in Venedig bleiben wir im Stadtviertel ‘Cannaregio’. Anfänglich lassen wir uns ein wenig von der Menschenmenge lenken, aber stechen immer wieder in kleine Gassen und Seitenstraßen ab. Wir haben uns vorher auch den Reiseführer angesehen. In diesem steht als Tipp für die erste Amtshandlung: Ein Busticket (damit sind die Boote gemeint) zu kaufen und direkt zum Markusplatz zu fahren. Auf Deutsch gesagt, Du guckst Dir erstmal das Highlight an und steigerst dich den Rest des Tages eher in die negative Richtung. Wobei ein negatives Bild in Venedig eigentlich kaum entstehen kann. Aber trotzdem, den schönen, großen Platz wollten wir uns noch aufbewahren.
Cannaregio – durch lichtdurchflutete Kanäle flanieren
Das eigene Programm erweist sich als erhaben. Denn der im Nordwesten, zwischen Bahnhof und Lagune befindliche Stadtteil entpuppt sich als ungewöhnlich weiträumig und hell. Auch, wenn uns das zu dem Zeitpunkt noch nicht klar ist, weil wir selbst von der uns darbietenden Fassade begeistert sind. Zwischen den kleinen Gassen tun sich immer wieder Restaurants, Cafés und kleine Läden auf. Hauptsächlich können hier, die meist von Hand angefertigten, venezianischen Masken gekauft werden. Auch der sogenannte “Helmut”, den ich bis dahin nur vom Ballermann kannte, ist hier vertreten. Selfie-Sticks und Spielzeug wollen sie einem andrehen. Auf die Frage, ob der Selfie-Stick auch für meine Spiegelreflex geeignet ist, bekomme ich keine Antwort. Vielleicht hätte ich nicht auf Deutsch fragen sollen?!
Wir kämpfen uns durch die Massen, die sich entlang der ‘Rio terá San Leonardo’ bilden. Dieser Abschnitt, das sogenannte Ghetto ist eine der breitesten Straßenwege, die Venedigs Altstadt zu bieten hat. Hier gibt es besonders viele Läden auf den Straßen, an denen Du eine große Auswahl an Trockenfrüchten findest. Definitiv eine gute Stärkung zwischendurch. Unsere nächste Pause machen wir am Sacca di San Girolamo, direkt am Canale delle Sacce, mit Blick auf das Festland.
Ponte di Rialto – Das weltberühmte Fotomotiv
Unser nächstes Ziel ist die Bogenbrücke ‘Ponte di Rialto’, die über den Canal Grande führt und die Stadtgebiete San Marco und San Polo miteinander verbindet. Die Brücke hat eine Länge von 48 m, ist 22 m breit und die Durchfahrtshöhe beträgt 7,50 m. Rialto leitet sich von Rivo alto ab, was soviel heißt, wie hohes Ufer. Das Gebiet Rialto liegt in Venedig am höchsten und ist viele Jahrhunderte hinweg das Geschäftszentrum der Handelsmetropole gewesen.
Die Brücke wurde 1591 errichtet und bis zu dem Bau der Accademia-Brücke (19. Jahrhundert), war sie auch die Einzige, die über den Canal Grande führte. Die Gestaltung und Finanzierung der Brücke zog eine jahrzentelange Diskussion mit sich. Bis dato wurden nur Holzbrücken gebaut, die mit der Zeit aber immer marode wurden oder Bränden zum Opfer fielen. Natürlich zieht die Attraktion den Massentourismus an und somit sind hier viele Geschäfte zu finden. Direkt am Ufer des Canal Grande sammeln sich viele Cafés und kleine Restaurants, in denen für jeden etwas dabei ist. Allerdings nicht ganz preisgünstig!
Piazza San Marco – Der schönste Salon der Welt!
Auch auf dem Weg zum riesigen Platz ‘Piazza San Marco’ bleiben wir an vielen, vermeintlichen Highlights hängen und fokussieren die Linsen unserer Kameras. Es ist mittlerweile Mittags, vielleicht Nachmittags – 14 Uhr. Auf jeden Fall lass Dir gesagt sein, dass auch bei mutmaßlich viel Schatten zwischen den Gassen, die Sonne mächtig knallt. Vergiss also nicht, ausreichend Wasser zu trinken. Apropos Trinken, das können die Italiener, wie die Weltmeister. Schon am Mittag trinken zwei Drittel der Venezianer, die uns über den Weg laufen, Aperol Spritz und andere alkoholische Getränke. Sympathisch!
Die engen Gassen lichten sich wieder einmälig, wir sind angekommen – am Markusplatz. Er ist der bedeutendste und bekannteste Platz in Venedig. Die Länge von 175 Meter bringt es auf eine Nutzfläche von 14.500 m². Jetzt stell Dir vor, nicht leer, sondern voll mit tausenden von Menschen – Tag für Tag und wir mitten drin. Wir versuchen das unaufhörliche Menschengewoge mitsamt der einmaligen Kulisse einzusaugen.
Diggah, locker zwei Fußballfelder – Mega!
Napoleon Bonaparte bezeichnete den Platz, als den schönsten Salon Europas – zurecht. Es ist einfach unglaublich: Die 360 Grad Fassade, die sich ergibt, wenn Du mitten auf dem Platz stehst. Der Platz befindet sich im gleichnamigen Sestiere (Stadtsechstel) San Marco und reicht bis zum Dogenpalast, an dessen Spitze die Bucht und der Beginn des Canal Grande seinen Ursprung findet. Hier gehen wir noch wenig am Wasser entlang spazieren.
Es ist verdammt heiß, wir brauchen ein Eis. Ziemlich erschreckend die Preise: Für eine Kugel sollst Du hier 1,50 EUR zahlen. Total entsetzt gehen wir weiter, bis zum nächsten kleinen Stand. Wieder 1,50 EUR, aber Achtung genauer hingeschaut: Zwei Kugeln 2 EUR und 3 Kugeln 2,50 EUR. Völlig human!
Venedig perfekt im Überblick, aber im Schatten des Tourismus
Genüsslich schlecke ich mein Eis, die Sonne bringt die Stracciatella-Kugel zum Schmelzen. Es tropft bereits auf den Boden, nur knapp an der Kamera vorbei, die mir um den Hals hängt! Ohne, dass ich zuvor ansatzweise ein Wolke gesehen habe, verschwindet das Schimmern der Sonne auf der Eiskugel im Schatten. Weit und breit keine Wolke. Es gibt für die Stadt Venedig weit aus schlimmeren Schatten, als den einer Wolke. Es sind die Kreuzfahrtschiffe! Schlechtes Wetter vergeht wieder, aber der Tourismus wird bleiben. Und wenn es so weitergeht, prophezeien die Venezianer schon bald den Untergang der Lagunenstadt. Die riesigen Touristendampfer verschmutzen nicht nur das Wasser und die Luft, viel Schlimmer ist der Sog und das Schieben großer Wassermengen gegen die historische Bausubstanz. Damit gefährden die Kreuzfahrtschiffe, auch bei langsamer Vorbeifahrt, die Existenz der Stadt enorm.
Buena Sera: Finale an der San Simeone Piccolo
Auf dem Rückweg vom Markusplatz nehmen wir natürlich eine andere Route durch die Altstadt. Wir bleiben immer wieder stehen, um Fotos zu machen. Die Stadt gleicht einem Labyrinth. Also Obacht, wenn Du Dich auch nur zwei Minuten verquatscht, verpasst Du den Abbieger Richtung Bahnhof – tückisch! Wir genehmigen uns noch eine weltklasse Pizza für den Heimweg, welche wir auf den Treppen der katholischen Kirchen San Simeone Piccolo zu uns nehmen.
Ein bisschen den Sonnenuntergang genießen und den ersten Tag auf uns wirken lassen. Am Ende des Tages stehen 21 Kilometer Fußmarsch auf meinem Fitness-Armband und ich falle tot ins Bett – der Wecker ist auf 7 Uhr gestellt. Buonanotte!
Schön geschrieben Fabi. Macht Lust selbst mal Venedig zu entdecken.
Danke dir Holger. Dann mal los, wer weiß, wie lange sich die Stadt noch hält!
Super Reisebericht! Schnell noch mal nach Venedig, bevor sie aufgrund der vielen Helmuts in der Lagune versinkt 😉
Danke dir Andreas. Ist aber auch eine Stadt über die sich super berichten lässt. Ja die guten Helmuts 😀 nervig, aber gehören zum Tourismus dazu 😉