Wer Malle genauso vermisst wie ich, der sollte diesen Beitrag lesen. Einfach in Erinnerungen schwelgen, detailgenaue und hautnahe Erfahrungen wieder hochholen. Ein Ablauf nach dem wir uns alle sehnen. Und zugleich hoffen, dass er bald wieder stattfinden kann. Pass auf, dass dir nicht die Tränen kommen, es tut gut das zu lesen und gleichzeitig auch weh, weil du direkt los willst – zum Flughafen – zur schönsten Insel der Welt. Mallorca du Geile!
Der schönste Morgen des ganzen Jahres
Hamburg – Es ist Mittwochmorgen 4:17 Uhr, als mich der Taxifahrer zurück aus meinem Trancezustand voller Vorfreude holt: “Das macht dann 16,40 €!” – 20,- € stimmt so denke ich und stürze aus dem Wagen, in Eile mit den ersten Jungs am Flughafen das erste von heute unzähligen Malen anzustoßen. In zwei Stunden werden wir alle betrunken im Flieger nach Mallorca sitzen. Schunkelnd, schaukelt, während sich die Stewardessen vergebens um Ruhe bemühen werden.
Aber eins nach dem anderen. Der Treffpunkt am Taxistreifen vor Terminal 1 umfasst mittlerweile 12 der feierwütigen Mitreisenden. Der Boden dekoriert mit Zigarettenstummeln, Havanaflaschen und reichlich Bierdosen. Die Hälfte leer, die andere Hälfte bereit leer getrunken zu werden. Es werden die ersten Instastorys hochgeladen, Geschichten der letzten Jahre ausgegraben und natürlich letzte Gadgets verteilt. Wir alle tragen jedes Jahr das gleiche Outfit. Auffällig, schrecklich pink und einfach nur geil. Eine Woche ohne Niveau, Männergeruch, Freundschaft und jeder Menge gute Laune beginnt genau jetzt – die Meute bricht auf in Richtung Sicherheitscheck. Ein Handgepäck Koffer wird reichen, egal wie viele Tage es werden – Jeder immer, wenn es mit den Jungs auf Reisen geht. Ein bis zwei 20 kg Koffer werden dennoch aufgegeben, sonst bekommen wir die Kostüme nicht mich.
Die größte Gefahr lauert bereits direkt zu Anfang
Natürlich geht schon mal jemand auf Mallorca für ein paar Stunden oder auch einen Tag verschollen – Schwund ist immer. Aber das ist nicht das Problem, der taucht schon wieder auf. Viel größer ist die Gefahr, die noch hier in der Heimat am Hamburger Flughafen lauert – die Sicherheitskontrolle & das Einsteigen ins Flugzeug. Für einige sicherlich unvorstellbar, für uns an diesem Tag wieder bittere Realität. Ab einem gewissen Pegel ist ein unbemerktes und reibungsloses Passieren der Sicherheitskontrolle gar nicht mehr so einfach zu bewältigen. Natürlich haben die Sicherheitskräfte solche unauffälligen Gruppen gar nicht auf dem Schirm und heute läuft es glatt. Alle Malle-Fahrer passieren den Sicherheitscheck und decken sich kräftig im Duty Free mit Proviant für den Flug ein. Die nächste Runde Schnaps steht auf dem Programm – wir sind gut vorbereitet und trinken aus ganz edlen kleinen Plastik-Kurzen. Die Wartezeit zum Einstieg sinkt immer schneller und der Pegel steigt von Minute zu Minute. Letzte Hürde der Check-In ins Flugzeug – jetzt bloß keine Dummheiten – sonst bleibst du heute in Hamburg. Ein Szenario, dass sich wohl niemand selbst verzeihen wird.
Drei Stunden vergehen wie im Flug
Die Zeit in der Luft beträgt knapp drei Stunden, doch die vergehen wie im Flug. Die Alkoholflaschen werden unauffällig unterm Sitz des Vordermanns verstaut. Statt den Sicherheitsanweisung Gehör zu schenken, wird die erste Runde Karten ausgeteilt und natürlich ein kühles Blondes an die Lippen gepresst. (Also mir läuft das Wasser im Mund zusammen!) “Please fasten your seat belt” – es geht los. Der Vogel hebt ab. Nach zwei Augenblicken oder auch – einigen Flaschen Alkohol und Dosen Bier später, gehen wir auch schon wieder in den Sinkflug.
Mit unglaublichem Pegel im Gepäck donnert mir die heiße Luft Mallorcas ins Gesicht, als ich die Treppe des Flugzeugs hinab zum Bus schreite. Vielleicht schon ein my drüber, aber das Adrenalin sorgt für ein gesundes Mittelmaß. Die ersten gehen bei der Suche nach einem Fahrzeug verloren. Ob Taxi oder Bus, am Ende kommen alle kleckerweise beim Hotel an. Check-In, Koffer aufs Bett schmeißen und in 10 Minuten treffen wir uns unten am Supermarkt. Der Kassierer dort ahnt nur unschwer, dass in wenigen Minuten 30 Liter Smirnoff Ice und 60 Dosen San Miguel über seinen Tresen gehen werden. In der Regel holen die Jüngsten aus der Truppe – sie sind während der gesamten Malle-Fahrt für die Verpflegung von ausreichend Flüssigkeit verantwortlich. Wasser wird nur zum Waschen benutzt und das auch wirklich dürftig.
Malle-Megapark: Der Vorhang geht auf – ein Moment der Ewigkeit
“Heute Morgen für immer und ewig”, tönt es schon weit vor dem Megapark aus allen Ecken des Komplexes. Der Moment, wenn du mit deinem Arm den Vorhang zur Seite schiebst und viele weitere Menschen voller Lebensfreude und alkoholisierter Seelen siehst. Geschafft – wir sind zu Hause. Es scheint erdrückend voll, doch einen Platz mit so vielen Jungs, die alle gleich gekleidet sind, findest du immer schnell. Die Kellner dort wissen auch, dass die Fußballgruppen viel Umsatz bringen. Wieder einmal ein Platz mitten im Getümmel – erstmal alle auf die Stühle und die Seele baumeln lassen. Keiner merkt mehr wie schnell die Zeit eigentlich verfliegt. Ein Wunder, dass fast alle zusammenbleiben und sich nicht verlieren. Nach zahlreichen Säulen Wodka Lemon und den ersten Sodbrennen-Anzeichen geht es an den Strand oder eher an die Promenade. Aus unserer Musikbox schallt laut Mia Julia, während im Sand Flunkyball gespielt wird.
Sommer Sonne & Meer Alkohol gibt’s nur auf Malle
“Lukiluki – neue Kollektion – heute billig morgen teuer – illegal, scheißegal, Wuppertal – aber Haaaaalloooo andere Farbe, andere Modell!” höre ich es alle fünf Minuten zwischendurch in meinem Ohr. So sehr es genervt hat, fehlt es mittlerweile!
Ballermann 16 Uhr – die Sonne knallt noch immer und hat mittlerweile ein paar Sonnenbrände in die Gesichter gefressen. Ein paar Jungs sind gerade im Meer, andere hocken an der Promenade im aufgeblasenen Pool. Es ist ein unbeschwertes Abhängen ohne Termine mit stark einem Sitzen. Die Zeit verfliegt weiter ohne, dass ich es merke und langsam ist es Zeit zum Hotel aufzubrechen, um das Abendprogramm einzuleiten. Kurz frisch machen auf dem Hotel, wer kennt es nicht: Der Sonnenbrand brennt höllisch unter der Dusche. Erst jetzt bemerke ich im Spiegel, wie rot ich eigentlich geworden bin. Wie dem auch sei, keine Zeit für Pause – es geht wieder auf die Piste.
Roadhouse – Restaurant mit Sitzfleischpotential
Unser Ziel heute Abend ist der Bierkönig. Vorher gibt es eine Stärkung im Roadhouse. In unserem Lieblingsrestaurant bekommen wir nicht nur gutes Essen, sondern auch eine Menge Alkohol. Deswegen auch das Potential hier Sitzfleisch zu bekommen, denn oftmals versacken wir auch sehr sehr lange in dem Lokal. Groß rausgekommen und bei uns sehr beliebt ist die Gaskammer. Ein Getränk, das einem echt den Atem raubt. Ach was vermisse ich dieses unbeschwerte glückselige Gefühl und die warmen Sommernächte auf der spanischen Insel.
Heute aber sollen wir es in den Bierkönig schaffen. Und so stehen wir, mehr oder weniger schwankend pünktlich um 23 Uhr wieder mitten drin. Mitten im Schweiß, mitten in all den grölenden Menschenmengen, die alle nur eine (un)vergessliche Nacht auf Malle verbringen werden. Wir verbringen die ganze Nacht mit immer mindestens einem Liter Wodka Lemon in der Hand. Zwischen vier und acht in der Früh trudeln alle allmählich im Hotel ein. Morgens um 9 Uhr klingelt der Wecker dann wieder und es geht schon wieder los. Heute malen wir uns alle mit Theaterfarbe blau an und laufen, wie die Schlümpfe über den Ballermann – mein persönlicher Lieblingstag! So spielen wir den selben Song Tag für Tag wieder und wieder. Zurück in Hamburg folgen dann drei, vier Tage voller Kalt- und Heiß-Schweißattacken. Grauenvoll, doch im nächsten Jahr geht’s wieder hin, versprochen!
Wir alle vermissen den Ballermann sehr, das Reisen im allgemeinen sowieso. Aber wenn ich das Bild oben sehe, dann kommen mir echt Freudentränen, dank all dieser glückseligen Erinnerungen. Hoffentlich können wir das bald wieder gemeinsam erleben und noch weitere dieser Momente miteinander teilen. Fehlt es euch auch so sehr?